Kloster Maulbronn

2014-05-20 20.05.2014 - Maulbronn 006 Wenn die nächste große Reise noch fast eine Ewigkeit weit weg ist, man aber trotzdem unbedingt einen Tapetenwechsel braucht, kann man sich auch mal in der näheren Umgebung umsehen.

Manchmal entdeckt man dabei Erstaunliches: Zum Beispiel ein Weltkulturerbe. Richtig alt und richtig schön. Und ganz nah: Kloster Maulbronn.

Von Heidelberg aus nur knapp 60 km über die Autobahn, 70 km übers Land. Durch den Kraichgau, durch Dörfer mit schönen Namen (Sternenfels), eindrucksvollen Schlössern (Gemmingen), hervorragenden Weinen (Oberderdingen). Man entschleunigt spürbar auf den schmalen Landstraßen, die sich durch das sanft gewellte Land schlängeln, und ist nach einer guten Stunde völlig entspannt angekommen.

Und kann es kaum fassen – wo ich lediglich einen Klosterbau mit Kirche erwartet hätte, so ein bisschen wie in England, werden wir von einem fast  mittelalterlichen Dörfchen, umgeben von einer Mauer, überrascht.
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Vielleicht hätte ich den Text auf der UNESCO-Website vorher lesen sollen:

  • Kloster Maulbronn ist die am vollständigsten erhaltene Klosteranlage des Mittelalters nördlich der Alpen. Hauptkriterien für die Aufnahme in die Welterbeliste 1993 waren die nahezu ungestörte topographische Situation des Klosters mit seiner durch die Zisterzienser geprägten Kulturlandschaft und der Modellcharakter des Kulturgutes: In seiner Gesamtheit ist Maulbronn weltweit ein Einzelfall, der es ermöglicht, ein zuverlässiges Bild von zahllosen verstümmelten Klosteranlagen zu rekonstruieren.
  • Die 1147 gegründete Anlage bildet ein ungewöhnliches Bild der Geschlossenheit. Bis ins Detail lassen sich Leben und Arbeit des Zisterzienserordens vom 12. bis 16. Jahrhundert veranschaulichen. Die miteinander auf der Anlage verbundenen Gebäude, das sogenannte Ensemble, bietet baukünstlerische Einzelleistungen im kirchlichen und profanen Bereich.

Wir waren jedenfalls hin und weg von dem malerischen Ensemble! Wunderbar erhaltene uralte Fachwerkhäuser stehen um einen großen Platz – wären nicht ein paar Autos, könnte man sich wirklich wie im Mittelalter fühlen.

Aber neben den malerischen Profanbauten gab es ja auch noch den sakralen Teil, das eigentliche Kloster. Während man das “Dörfchen” kostenlos besuchen (und in einer der immerhin drei Gaststätten mit Biergärten gut essen und trinken) kann, kostet der Besuch von Kloster und Kirche Eintritt.

Mit 7€ für Erwachsene zwar nicht gerade ein Schnäppchen, aber auch nicht exorbitant teuer. Und schließlich wollen die alten Gemäuer ja auch erhalten sein – und das kostet …

Das Ticket musste in ein Drehkreuz gesteckt werden – und damit war der Weg frei … zum Paradies… Glaubt ihr nicht? Ist aber so! Die Vorhalle der Kirche wird “Paradies” genannt. Und da der Name des Baumeisters dieses frühgotischen Meisterwerks nicht bekannt ist, wurde er kurzerhand der “Paradiesmeister” genannt.

Dass man 1220 – ohne Computer, ohne AutoCAD, ohne Beton – so was ausgefeiltes bauen konnte, erstaunt mich immer wieder. Und erfüllt mich mit tiefer Bewunderung für die damaligen Baumeister, die diesen Namen absolut zu recht tragen. Ist doch schon komisch, dass Gebäude aus dem 12. und 13. Jh. ohne nennenswerte Schäden fast 1000 Jahre überdauert haben und in unserer Hightech-Gesellschaft vieles schon nach 30-50 Jahren abbruchreif ist …

Wir staunten weiter – es gibt hier tatsächlich zwei Kirchen: Eine für die Mönche, die andere, die “Laienkirche”, für das gemeine Volk bzw. die Laienbrüder! Ok – es sind nicht wirklich zwei völlig getrennte Kirchen, aber innerhalb der großen Kirche waren die Bereiche durch eine Art Wand strikt getrennt, es gibt auch zwei Eingänge!

Hier beteten die Mönche …



… und hier wurde gegessen.

Wir bewunderten den schönen Brunnen, der aus einer klostereigenen Quelle gespeist wird und dessen unterste Schale aus dem 13. Jh. stammt …

… die kleinen Skulpturen an der Decke …

… die Ein- und Ausblicke …

 (Zum Vergrößern auf  die Bilder klicken)

Noch ein Blick auf das Ensemble mit Kirche (an der übrigens heftig restauriert wurde, deshalb die weißen Tücher …)
… dann machten wir uns wieder auf den Heimweg. Und ich bin fest entschlossen, weitere Schätze in der Umgebung nicht mehr jahrelang zu ignorieren!

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