Reisen in schwierigen Zeiten …

Die letzten Wochen waren nicht ganz einfach.

Nicht nur für uns, nicht nur für diejenigen, die unterwegs waren, sondern für alle Menschen. 

Diese Reise war eine voller unerwarteter Wendungen, eine Reise der Umbuchungen, Stornierungen, immer wieder Neu-Orientierungen.

Das begann bereits vor der Abreise – denn eigentlich geplant war, ab Mitte Februar von Sydney aus bis Brisbane zu reisen und am 12. März über Singapur nach Yangon zu fliegen für eine Woche entspannten Strandurlaub am Ngapali Beach.

Zunächst fiel allerdings wegen der damals noch anhaltenden Brände die Strecke an der Ostküste von Australien weg. Stattdessen ging es von Tasmanien aus direkt nach Brisbane und an die Sunshine Coast. War auch toll – aber eben etwas anders und vor allem kürzer, als ursprünglich geplant.

Am 2. März sollte es dann nach Bangkok gehen. Weil wir nach dem Wegfall der Ostküstenstrecke ja jetzt noch rund zwei Wochen „übrig“ hatten, wollten wir die im Süden von Myanmar im Mergui Archipel verbringen, schnorcheln usw. und dann gemütlich über Dawei Richtung Norden reisen.

02. März 2020
Anfangs sah auch alles ganz vielversprechend aus. Zwar war der Flughafen Brisbane bereits am 2. März gähnend leer, es gingen nur sehr wenige Flüge.



Beim Check-in am Thai Airways Schalter klagte die Mitarbeiterin, dass immer mehr Flüge gestrichen würden und meinte, das sei erst der Anfang. Auch in der Lounge von Air New Zealand (alle anderen waren zu) herrschte gespenstische Leere – wir waren lange Zeit die einzigen, die dort herum saßen.

Immerhin hatte man einen schönen Blick auf’s Vorfeld!

Und mit dem Verpflegungsangebot hätte man mehrere Maschinen versorgen können!

Das Boarding ging ratzfatz – die Maschine war höchstens halb voll. Damit konnte reichlich Abstand gehalten werden.


Erstmalig wurden wir auf dem Flug mit Gesichtsmasken konfrontiert: Alle Flugbegleiterinnen trugen Masken! Von den Passagieren wurde das damals jedoch weder erwartet noch verlangt – das war allerdings nur wenige Wochen später deutlich anders!

Hätten wir gewusst, was uns in den kommenden Tagen und Flügen erwarten würde, hätten wir den Flug sicher noch mehr genossen! Aber auch so war er sehr entspannt und voller kulinarischer Highlights.

Kurz vor 20 Uhr landeten wir in Bangkok, wieder in einem gespenstisch leeren Flughafen. Kontrollen gab es damals noch keine – zwar gab es Mess-Stationen, wo wohl Fieber gemessen werden sollte, die waren jedoch unbesetzt. Völlig unbehelligt konnten wir einreisen und waren wenig später im Hotel.

Dort schien alles noch recht normal – nur, dass auch an der Rezeption des Millennium Hilton Masken getragen wurden, war etwas irritierend. Ebenso, dass alle paar Meter ein Desinfektionsspender stand.

Aber noch sah der Fluss von oben und von unten aus wie immer – Partyboote fuhren, zwar nicht sonderlich voll, aber die Musik war laut wie eh und je. Also irgendwie wirkte alles doch sehr normal ….

Beim Auspacken dann eine Schrecksekunde – mein Ebook-Reader war weg! Intensives Nachdenken ergab, dass ich ihn wohl im Flieger hatte liegen lassen. Auf die Schnelle war nichts zu machen, aber ich war zuversichtlich, ihn wieder zu bekommen, denn er hat einen knallroten Schutzumschlag und ist deshalb nicht so leicht zu übersehen!

03. – 05. März 2020
Noch vor dem Frühstück wanderte ich rauf in die Lounge und schilderte den Damen mein Problem. Selbst bei Lost&Found von Thai Airways anzurufen hielt ich für wenig aussichtsreich – die Englischkenntnisse dort dürften mehr als überschaubar sein.

Die hilfreichen Geister in der Lounge hatten zunächst auch einige Probleme – sie wurden endlos weiter verbunden. Dann die erlösende Nachricht: Der Reader ist da, kann im 4. Stock im Flughafen abgeholt werden. Eine Abholung im Stadtbüro von Thai sei derzeit nicht möglich – wegen Corona …

Das Ergebnis war, dass ich mich – bewaffnet mit einer Vorgangsnummer und detaillierter Wegbeschreibung zum Fundbüro im Flughafen – in ein Taxi setzte und zum Flughafen fuhr. Der Taxifahrer bestand darauf, nicht nur im Parkhaus auf mich zu warten, sondern mich auch bis zum Fundbüro zu begleiteten. Ganz einfach war das nicht, denn anders als am Vorabend gab es nämlich plötzlich überall Kontrollen! Die Stirntemperatur wurde gemessen, ohne einen entsprechenden Aufkleber am T-Shirt kam man nicht in den Flughafen rein.

Etliche Formulare und fast eine Stunde später hatte ich meinen Reader wieder und es ging zurück. Auf weitgehend leeren Straßen.

Im Januar waren wir zuletzt in Bangkok gewesen. Jetzt, knapp zwei Monate später, hatte sich die Stadt total verändert. Nahezu leere Expressboote, kaum Menschen auf den Flussfähren, die als Brückenersatz dienen. Das gigantische Einkaufszentrum Icon Siam gähnend leer. Vor dem Eingang keine Menschenseele …


Und wo sich im Januar im Untergeschoss noch die Menschen an den kleinen Garküchen gedrängelt hatten, wo man auf den Rolltreppen praktisch Schlange stand – jetzt war da gar nichts mehr.

Dass die Wasserspiele unbeirrt buntes Wasser speiten, die Lampions leuchteten, die Deko glitzerte – das war schon fast surreal!

Und das alles, obwohl es derzeit in Thailand so gut wie keine Corona-Fälle gibt! Immerhin fuhren die Hotelboote nach wie vor, an der Taksin Brücke herrschte zumindest bei den Booten das übliche Gedrängel, auch wenn nur wenige Menschen auf die Expressboote warteten.

Und abends war der Blick von der Hotelterrasse im 31. Stock wie immer.


Es gab Bier, Wein und Cocktails, man unterhielt sich mit seinen Sitznachbarn. Sofern man welche hatte – denn weil kaum Gäste da waren, blieben viele Plätze leer.

Gesprächsthemen waren vor allem, woher man kam und wohin man von Bangkok aus weiter reisen würde. Man genoss den lauen Abend, den Sonnenuntergang, die Blicke über die nächtliche Stadt. Corona war weit weg und irgendwie betrafen die steigenden Zahlen in den Augen der Schweizer und Deutschen, die fast ausschließlich hier oben vertreten waren, eher andere Nationen.
Die Chinesen und Koreaner. Die Italiener und Franzosen … Aus Deutschland hörte man von Hamsterkäufen in Sachen Toilettenpapier, alle schütteln den Kopf und können es nicht fassen. An eine vorzeitige Rückkehr denkt niemand.

Auch wir nicht. In zwei Tagen wollten wir nach Ranong fliegen, von dort über den Fluss nach Kawthaung und dann über Dawei weiter nach Norden. Doch dazu sollte es nicht kommen …

2 Kommentare zu “Reisen in schwierigen Zeiten …

  1. Ein faszinierender Bericht – es ist spannend zu erfahren, wie sich der Normalzustand an den Flughäfen und in Bangkok ganz langsam verändert. Nachdem man weiß, wie die Sache endet, liest sich das Ganze fast ein wenig unheimlich…

  2. Hallo Renate,
    Vielen lieben Dank für Deine Weiterführung Eurer Reise. Bin nun sehr erleichtert das ihr es in die Heimat zurück geschafft habt.
    Ich wünsche Euch alles Gute
    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Iris

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