Über’s Skagerrak

17. Juni 2018
Was sich fast anhört wie ein bayrisches Schimpfwort, war unser heutiges Ziel. Ohne das Skagerrak zu überqueren, kommt man nämlich nicht von Dänemark nach Norwegen –  zumindest nicht, wenn man die Strecke teilweise auf dem Wasser zurücklegen will.

Wir waren schon in aller Herrgottsfrühe auf den Beinen. Warnungen vor Staus an der deutsch-dänischen Grenze wegen verstärkter Grenzkontrollen, vor Baustellenstaus um Aalborg und auch vor Verzögerungen durch penible Passkontrollen an der Fähre hatten uns etwas aus dem Konzept gebracht.

Weil wir die Fähre auf keinen Fall verpassen wollten, brachen wir schon kurz nach 9 Uhr auf. Allerdings erst nach einem fantastischen Frühstück! Der skandinavische Einfluss war deutlich zu spüren: Räucherfisch in unzähligen Variationen füllte das Büffet, für Süßschnäbel gab es ein üppiges Kuchen-Angebot.

Das Thermometer am Rathaus gegenüber zeigte 21°C, die Sonne schien – ein kurzer letzter Hafenblick musste deshalb doch noch sein.
P1080256
Danach schnurrten wir aber zügig auf fast schnurgerader Strecke Richtung Norden. Verkehr gab es fast keinen, Baustellen ebenfalls nicht – und an der deutsch-dänischen Grenze winkte ein gelangweilter Beamter die wenigen Autos einfach durch.

Abwechslung in die ruhige Fahrt brachte nur das Wetter. So etwa alle 15 Minuten wurde es schwarz am Himmel, ein kurzer Wolkenbruch ging runter. Kaum war das vorbei, schien die Sonne wieder vom blauen Himmel.

Bald war klar: Wir waren viel zu früh dran! Also Zeit für einen kleinen Abstecher, nach Aalborg. Die hübsche Stadt liegt am Limfjord, der aber so gar nicht nach Fjord aussieht hier. Eher ein breiter Fluss, ohne dramatische Bergkulisse.

Wir haben Glück – als wir direkt am Hafen einen Parkplatz gefunden haben, beginnt gerade mal wieder ein Sonnenintervall und wir konnten ein bisschen herum bummeln.

Alte und neue Schiffe liegen hier vor Anker, sogar eines dieser scheußlichen Kreuzfahrtschiffe hat auf der gegenüber liegenden Seite festgemacht. Zu einem längeren Stadtbummel reicht es leider nicht, dabei sind die Häuser hier sehr malerisch und farbenfroh.

P1080273
P1080275
P1080276
Nur ist leider wieder Zeit für einen Wolkenbruch – und der fällt ziemlich heftig aus! Wir sprinten zurück zum Auto, müssen aber vor der Weiterfahrt noch schnell die Kreditkarte am Parkautomat wieder durchziehen! Denn hier zahlt man auch beim Parken mit Karte, und wer beim Wegfahren vergisst, die Karte noch mal durchzuziehen, muss einen vollen Tag an Parkgebühren berappen! So kann man ein Stadtsäckel auch ganz gut füllen.

Weil das Benzin in Dänemark deutlich billiger ist als in Norwegen, wird kurz danach noch der Tank aufgefüllt – auch hier geht ohne Kreditkarte gar nichts! Nirgendwo scheint es Tankstellen mit menschlicher Besatzung zu geben, überall kann man ausschließlich mit Karte bezahlen.

Die letzten 100 km bis zur Fähre fahren wir gemütlich über’s Land. In Hirtshals, dem Fährhafen, gibt es wenig zu sehen – außer einem Aquarium und ausgedehnten Hafenanlagen. Aber wir finden ein kleines Café, wo es nicht nur guten Kaffee gibt, sondern auch freies WLan.

Am Fährhafen ist noch nicht wirklich viel los, als wir dort ankommen. Das ändert sich aber schnell und bald steht der Platz komplett voll.
P1080277
P1080281
Mittlerweile hat der Wind fast Orkanstärke erreicht – unser Auto schaukelt bereits an Land heftig bei jeder Bö! Kurz vor dem Beladen ein weiterer heftiger Schauer – aber beim Auslaufen hat sich die Sonne wieder durchgesetzt.

Die Beladung der Fähre ist Millimetersache, Beifahrer müssen sofort nach der Auffahrt aussteigen, weil später kein Platz mehr zum Öffnen der Tür ist. Das führt natürlich zu Staus, weil jeder noch hektisch irgendwas aus dem Auto mitnehmen möchte und dadurch die anderen behindert.

Aber irgendwie klärt sich das Chaos überraschend schnell, und wir laufen letztlich gute 20 Minuten früher aus als geplant, weil alle an Bord sind.
P1080284
P1080290
Dänemark entschwindet langsam am Horizont. Eine Durchsage warnt vor einer unruhigen Überfahrt mit bis zu 2,50m hohen Wellen, und es ist auch tatsächlich mächtig Bewegung im Schiff! An Deck ist es zwar schön, aber im eisigen Wind nicht gerade kuschelig, regelmäßig kriegt man auch einen Schwall Wasser ab.
P1080297
Also machen wir’s uns an Bord bequem – und weil ich bei der Buchung gleich dem Kundenprogramm von Fjordline beigetreten bin, dürfen wir ohne Aufpreis oben in die ComfortClass, mit viel Platz und Panoramafenstern.

Gegen 19:00 kommt Land in Sicht, Norwegen liegt zum Greifen nah vor uns! Auf kleinen und kleinsten Inselchen – manche nur ein Steinhaufen – stehen Häuser und Leuchttürme. Der Wind erfüllt die Luft mit feinsten Wassertröpfchen, so richtig scharfe Bilder gibt es deshalb nicht.
P1080298_edited
P1080299
P1080301
Die Sonne strahlt vom inzwischen fast wolkenlosen Himmel.
P1080304
– wir schauen uns auf der Karte in der Kabine nochmal die zurück gelegte Strecke an.

Dann geht’s runter in den Bauch der Fähre, zum Auto. Nur – wir kriegen die Tür nicht auf, weil ein dicker SUV praktisch auf Tuchfühlung daneben steht. Ein kleines bisschen geht es doch, ich winde mich schlangengleich rein und lasse den Wagen ein paar Zentimeter nach vorne rollen. Jetzt kann sich auch Dieter reinwinden – allerdings muss ich mich vorher noch auf den Beifahrersitzt hangeln.

Nach so viel Gymnastik sind wir froh, dass es dann doch zügig raus geht und wir in der Abendsonne durch Kristiansand fahren. Bis zu unserem Hotel, dem Scandic Bystranda, sind es nur wenige Minuten und schon auf dem Weg dorthin sehen wir, dass Kristiansand ein sehr hübsches Örtchen ist.

Wir bekommen ein Zimmer im 6. Stock – mit Megablick auf das Skagerrak bzw. die Schären!
P1080309
Das Zimmer selbst ist eine skandinavisch karge Angelegenheit – und irgendjemand hatte wohl größere Mengen olivgrüner Farbe übrig, die hier großzügig verwendet worden ist.
P1080306_edited
P1080307
Die grüne Wand rechts beherbergt übrigens zwei weitere Betten, Etagenbetten, zum Ausklappen! Wir haben ein Upgrade in ein Familienzimmer bekommen.

Lange hielten wir es nicht im Zimmer aus, es war mittlerweile schon fast 21 Uhr, und wir hatten noch nichts gegessen. Das war dann allerdings nicht so einfach – die Restaurantküchen machen hier überwiegend schon um 21 Uhr zu! Im hochgelobten Irish Pub bekamen wir zwar noch ein Bier, aber nichts mehr zu essen. Ringsum sah es genauso aus – letztlich blieb nur noch eine Burger-Bude.

Aber das war uns angesichts der malerischen Umgebung ziemlich egal!
P1080310
P1080314
P1080316
P1080318
Bis fast zum letzten Sonnenstrahl wanderten wir durch die Stadt, dann musste das Auto noch strategisch günstig geparkt werden. Keine leichte Aufgabe! Zwar kann man ab 17 Uhr bis 8 Uhr morgens kostenlos parken, danach wird es aber schnell richtig teuer. Und länger als 3 Stunden darf man hier tagsüber nirgends am Straßenrand stehen.

Wir versuchten, aus den Angaben am Parkautomaten schlau zu werden – aber ohne Hilfe einer Einheimischen hätte ich es nie geschafft, ein Ticket zu kriegen, das uns für den Folgetag Parkzeit von 8-11 Uhr verschaffte. Und auch nie erfahren, dass wir einen Teil der Parkgebühren zurück bekommen können, falls wir früher als geplant losfahren! Dann steckt man nämlich einfach die Kreditkarte, mit der man bezahlt hat, wieder in den Automaten und bekommt die überzahlte Zeit zurück.

Ganz schön patent, die Norweger!

Die heutige Strecke:

5 Kommentare zu “Über’s Skagerrak

  1. Wunderschöner Auftakt!
    Wurdest du nicht seekrank bei dem heftigen Wind?
    Herrlich, daß es so lange hell bleibt…

    • Nö, starker Wellengang macht mir nichts aus, so lange ich nicht in einer kleinen Kabine eingesperrt bin. Es war nur ziemlich schwierig, bei dem starken Seegang Getränke unfallfrei zum Tisch zu tragen bzw. sie dort abzustellen 😉

  2. Vielen Dank für die Info, ich notiere mir Eure Route und Unterkünfte, wäre was für uns, den Süden Norwegens kennen wir gar nicht uns soll wunderschön sein.
    Gute Reise weiterhin.
    Liebe Grüsse

  3. Wie lange fährt man mit der Fähre? von Dänemark nach Norwegen?
    – Picton – Wellington war für mich Grenzwertig, bin auch keine Freundin der grossen weissen „Hochhäuser“ auf dem Wasser.
    Wieder wunderschön dokumentiert und toll geschrieben.
    Liebe Grüsse

    • Es gibt verschiedene Routen – für die Hinfahrt haben wir die kürzeste gewählt. Die Überfahrt von Hirtshals nach Kristiansand dauert knapp 2 1/2 Stunden.

      Auf dem Rückweg werden wir die Nachtfähre von Oslo nach Frederikshavn nehmen, die ist rund 12 Stunden unterwegs. Das meiste davon werden wir – hoffentlich – verschlafen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.