3. Juli – Von Wales zurück nach England

Noch mal den Blick auf die friedlichen walisischen Hügel in der Morgensonne genießen.

Ein letztes Frühstück mit walisischen Köstlichkeiten – die im Grunde kein bisschen anders sind als die in England! Üppig ist das Frühstück auf jeden Fall diesseits und jenseits der Grenze.

Und man erntet nur mitleidiges Kopfschütteln, wenn man als Kontinental-Europäer NICHT jeden Morgen zwei Eier, Speck und Würstchen, Bohnen, Tomaten und Pilze verdrücken möchte.

Davor gibt es zudem noch Obstsalat, Joghurt und Cereals. Danach noch Toast und Marmelade.

Heute morgen kamen wir allerdings kaum zum Essen – mit uns saßen zwei britische Paare am Frühstückstisch, die zum Eisteddfod Festival gekommen waren, einem internationalen Musik-Festival. Es entspann sich eine angeregte Unterhaltung über die Welt und die aktuelle politische Lage, den Brexit (den sie als völlig unsinnig ablehnten) und das deutsche Engagement in der Flüchtlingskrise (das sie bewunderten).

Und so ganz en passant erfuhren wir noch, dass sich hier, in diesem kleinen abgelegenen walisischen Ort, 1949 ein Moment echter menschlicher Größe ereignet hatte. Ein Beweis dafür, dass es Dinge – wie eben die Musik – gibt, die mehr zum Weltfrieden, zur Versöhnung und Völkerverständigung beitragen als noch so viele G20 Gipfel.

1949, nur 4 Jahre nach Kriegsende, kam ein Chor aus Lübeck zum Eisteddfod. Als der Chor in Llangollen ankam, gab es ein tränenreiches Willkommen mit den Worten „Ladies and gentlemen, please welcome our friends from Germany.“ Sämtliche Anwesenden standen auf und klatschten, später gab es sogar noch eine Spendensammlung, um den deutschen Chor zu unterstützen.

Vergangenheit und Gegenwart sind in Großbritannien irgendwie sehr viel präsenter als anderswo …

Wir besannen uns auf die Gegenwart und fuhren los – in die Vergangenheit. Nach Shropshire, genauer, nach Shrewsbury. Wenn man vor so einem Gebäude parkt, weiß man, dass man auf ziemlich geschichtsträchtigem Boden steht.

Für mich hat Shrewsbury zudem noch eine ganz besondere historische Bedeutung – 1966 war ich zum ersten Mal hier, im Rahmen eines Schüleraustausches. 15 Jahre alt, noch nie in England gewesen – und es war Liebe auf den ersten Blick! Obwohl der Besuch unter erschwerten Bedingungen stattgefunden hatte – ich war genau während der Fußball WM 1966 da, als das berüchtigte Wembley Tor fiel …

Drei Wochen in dieser ländlichen Idylle Shropshires mit Pferden, Katzen und Hunden genügten, dann war ich dem Land total verfallen.  Und bis heute hat sich daran nur sehr wenig geändert.

Shrewsbury – geschichtsträchtig und malerisch auf einer Halbinsel in einer Schleife des Severn gelegen, ist ein hübsches Städtchen mit vielen gut erhaltenen mittelalterlichen Häusern.

Nach ausgiebigem Schwelgen in der Vergangenheit ging es weiter, wieder in einen geschichts- oder eher literatur-trächtigen Ort – Stratford upon Avon. 

Der Geburtsort von William Shakespeare ist immer gut besucht. Da wir schon mal hier gewesen sind, wurde es eine eher kurze Stippvisite. Im kleinen Flusshafen sitzt Shakespeare auf einer Säule und schaut auf das bunte Treiben von Touristen und Narrowboats.

Umrahmt von Figuren aus seinen Dramen.

Fasziniert schauen wir zu, wie sich zwei Narrowboats in die enge Schleuse einfädeln – und die Skipper anschließend Hand anlegen müssen, um die Schleusentore zu schließen.

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Stratford hatten wir bei unserem letzten Besuch 2009 recht ausgiebig gewürdigt – z.B.  Shakespeares Geburtshaus.

Oder das Haus, in dem Shakespeare fast 20 Jahre lang mit seiner Familie gelebt hat, das „New Place“. Hier ist besonders der Garten eine Augenweide.

Und natürlich eines der meist-fotografierten Häuser Englands – das malerische Anne Hathaway Cottage, das Haus von Shakespeares Mutter mit seinem hinreißenden Garten.

Noch ein Tee im schattigen Garten einer kleinen Teestube – es war inzwischen richtig heiß und man freute sich über jedes bisschen Schatten. Dann noch frisch zubereiteten Fudge für unterwegs und daheim kaufen – unglaublich lecker und unwiderstehlich – dann fuhren wir weiter, Richtung Cotswolds.

Kleine Dörfer mit reetgedeckten Häusern und dem typischen sanft-gelben Cotswold-Stone.

Sommerliche Landschaften – grün-gelb am Boden, weiß-blau am Himmel. Baum-Tunnel, Hecken und uralte Steinbrücken, fast schon erntereife Felder und frisch gemähte Wiesen …

Schließlich war Witney erreicht, wo wir die nächsten 3 Tage verbringen wollten. Unser Unterkunft, Crofters Bed&Breakfast, war gemütlich, die Wirtin unterhaltsam – und wir hatten eine kleine Terrasse zum Garten hin, wo man wunderbar sitzen und den Tag ausklingen lassen konnte.

Das dauerte allerdings noch ein bisschen – denn wir wollten ja noch was essen! Unsere Wirtin hatte forsch behauptet, für den Weg in den Ort und zu einem guten Pub brauche man höchstens 10 Minuten, deshalb ließen wir das Auto stehen und liefen los. Der Weg war auch durchaus malerisch – durch Wiesen, vorbei am alten Pfarrhaus, das heute Ferienwohnungen beherbergt …


… nur war weit und breit kein Pub, als wir schließlich (nach ca. 15 Minuten) im Städtchen angelangten. Dorthin liefen wir weitere knapp 10 Minuten – dafür gab es dann aber auch einen netten Biergarten, war das Essen wirklich sehr gut und das Bier schön kalt.

Und nach dem kräftezehrenden Heimweg 😉 ließen wir den Abend dann tatsächlich mit einem Glas Wein im Garten ausklingen.

Die heutige Strecke:

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