Wo die wilden Trolle hausen

29. Juni – Molde bis Valldal
Was sich morgens vor dem Fenster zeigte, sah schon mal richtig gut aus! Blauer Himmel, blaues Wasser – die paar Wolken störten nicht weiter.

Wenn wir jemals auf dieser Reise gutes Wetter brauchten, dann heute!

Denn die Straßen, die wir heute fahren wollten, sind bei schlechtem Wetter nicht nur wenig aussichtsreich, sondern – weil extrem kurvig und steil – auch nicht ungefährlich.

Und wenn’s neblig trüb ist, kommt einem nämlich gerne mal ein Troll in die Quere … Da bestand allerdings heute wenig Gefahr!

Wir mussten aber erst mal mehrfach über’s bzw. unter’s Wasser. Den Fannefjord unterquerten wir im Tunnel, den Bolsøyafjord auf einer Brücke, den Langefjord schließlich mit der Fähre. Dazwischen lagen Strecken mit hübschen Kirchen, stillen Landschaften, tollen Blicken auf schneebedeckte Berge.





Man kann ja hier ohnehin nicht schnell fahren, aber bei so einer Szenerie geht man auch ganz von selbst runter vom Gaspedal! Was dann allerdings auch mal dazu führen kann, dass einem die Fähre direkt vor der Nase abfährt!

Die Fahrpläne werden hier akribisch eingehalten, aber da die Fähren in sehr kurzen Abständen verkehren, muss man nie lange auf die nächste warten. Die Fähre Sølsnes-Åfarnes fährt im 20-Minuten-Takt. Genug Zeit, sich beim Warten ein bisschen umzuschauen und die Landschaft zu genießen.



Die Zeit verfliegt rasch, dann sind wir an Bord der offenen Fähre. Hinter uns wird das Land immer kleiner, vor uns liegt die andere Seite noch etwas im Dunst.



Ringsherum Wasser und Berge.

Auf halber Strecke kommt uns die Gegen-Fähre entgegen …

Und schon nach 20 Minuten haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Kurz hinter Åndalsnes machen wir einen kleinen Umweg, es geht zu den Bergen der Trolltindene (Trollgipfel). Das Tal wird immer enger, die Berge immer felsiger und höher.

Hier befindet sich die Trollveggen (Trollwand), Europas höchste Steilwand, die ca. 1700 Meter über die Talsohle emporragt. Der lotrechte Teil der Wand ist bis zu 1000 m hoch und hängt bis zu 50 Meter über. Bei Kletterern ist die Wand sehr beliebt – bei Trollen offenbar auch!

Leider hat sich genau an der Wand eine Wolke festgebissen, die tief herunter hängt und den Blick nach oben einfach nicht frei geben will! Vermutlich auch Trollswerk … 😉
Aber es gibt ja noch mehr trolliges hier in der Gegend. Wir fahren wieder ein Stück zurück und biegen ab, Richtung Trollstigen. Zunächst ist die Gegend noch fast lieblich, das Tal noch weit.


Das ändert sich aber bald. Die Straße wird zunehmend schmaler, es geht bergauf.

Wenig später sehen wir, was vor uns liegt: Den Trollstigen! Die schmale Passstraße führt vom Isterdal in elf Haarnadelkurven mit etwa zwölf Prozent Steigung hinauf zur Passhöhe. Dabei überwindet sie eine Höhendifferenz von 405 m, im weiteren Verlauf erreicht die Straße dann eine Höhe von 850 m.

Anhalten ist nur an wenigen Plätzen möglich, die Straße ist sehr schmal. Bevor es bergauf geht, stoppen wir an einem der wenigen Haltepunkte und sehen uns die Sache von unten an. Rechts steigen die Wassernebel des Stigefossen empor, im Fels sieht man schwach die Zickzack-Kurven der Straße, auf der – leider – auch viele große Reisebusse empor schleichen.

Wenn man hinter so einem Bus erst mal gefangen ist, braucht man viel Geduld und gute Nerven, denn sie schaffen nicht alle Kurven im ersten Anlauf, sondern manövrieren oft mehrfach, bis sie um’s Eck kommen.

Hinweise auf Trolle gibt es immer wieder 😉 Da sie bei Sonne aber eher selten unterwegs sind, haben wir leider keinen zu sehen bekommen!

Der Stigefossen kommt näher, wir ergattern einen der raren Plätze am Straßenrand.

Endlich mal nicht nur Schnellschüsse aus dem fahrenden Auto, sondern ein bisschen Zeit, um die stürzenden Wassermassen zu bestaunen!



An der steinernen Bogenbrücke (oben im Bild) gibt es noch eine Gelegenheit, auszusteigen, hier ist man ganz nah an den Wassermassen!

Aber nicht weniger atemberaubend ist der Blick zurück! Wir haben riesiges Glück – heute ist ziemlich wenig los auf der Straße, so dass man die Fahrt echt genießen kann. Wenn sich hier ganze Karawanen hochquälen, ist es sicher weniger entspannt.

Oben am Berg ist ein großes Besucherzentrum, das direkt an dem eher kleinen Bach liegt, der den Wasserfall speist.


Hier oben kann man quasi der Geburt des Wasserfalls zuschauen.


Von diversen Plattformen aus hat man einen gigantischen Blick ins Tal!



Als zwei große Busse ankommen und ihre Passagiere ausladen (Kreuzfahrer!), flüchten wir und fahren weiter. Malerische kleine Hütten kleben an Berghängen.


Die Landschaft ist wild, unglaublich schön. Wir haben die Schneegrenze erreicht, aber es hat rund 20°C – lang wird der Schnee hier wohl nicht mehr liegen bleiben.







Gut, dass wir uns für diese Strecke viel Zeit gelassen haben, so können wir immer wieder anhalten, ein Stück laufen, die Gegend einfach auf uns wirken lassen.

Die Strecke ist allerdings insgesamt nicht wirklich lang, irgendwann landet man dann doch wieder im Tal. Und natürlich beim nächsten Wasserfall!

Gudbrandsjuvet ist allerdings mehr als nur ein Wasserfall – der Fluss Valldøla hat hier eine 5 Meter breite und 20 – 25 Meter tiefe Schlucht aus dem Fels gegraben. Und unter der Wasseroberfläche ist die Schlucht genauso tief wie darüber.

Insgesamt eine ziemlich wilde Angelegenheit! Geht man allerdings vom Parkplatz aus ein paar Schritte in die andere Richtung, ist man in einer grün-türkisen Idylle! Ruhig fließt der Fluss hier durch saftige Wiesen, das Wasser ist glasklar.


Wir sind jetzt fast am Ziel, im Tal, am Fjord. Noch ein paar Bauernhöfe – dann begrüßt uns Valldal mit seiner schneeweißen kleinen Kirche.


Valldal hat nichts besonderes, mal abgesehen davon, dass es ein unglaublich mildes Klima hat und deshalb hier die absolut leckersten Erdbeeren angebaut werden. Für uns ist es einfach eine Übernachtungsstation, da das nahe gelegene Geiranger schlichtweg zu teuer ist.

Hier kommen wir vergleichsweise günstig in einem Hotel unter, das komfortable Zimmer mit Fjord- oder Bergblick bietet. Unsere günstigere Variante schaut auf die Berge – außerdem hat man uns ein Eckzimmer gegeben, so dass es hell und freundlich ist.

Es ist mittlerweile richtig Sommer geworden, das Abendessen findet deshalb im Freien statt, direkt am Wasser! Da es in dem winzigen Ort praktisch keine Lokale gibt – nur in den wenigen Hotels gibt’s was zu essen – gibt’s mal wieder was vom Kiosk. Fish’n Chips mit Salat, dazu ein Bier aus dem Supermarkt – das alles vor ein paar gemütlich vor sich hin dümpelnden Booten in der Abendsonne!

Und – Trolle gibt’s hier keine mehr ….

Ein Kommentar zu “Wo die wilden Trolle hausen

  1. Alles wunderschön – die herrliche Landschaft, das Wetter – wenn da nicht die vielen Touristenbusse wären, welche bezeugen, daß Norwegen doch schon sehr erschlossen ist. Ist ja eigentlich kein Wunder bei soviel überwältigender Natur, aber irgendwie hatte ich es mir doch ein wenig anders vorgestellt. Selbst das Anhalten am Straßenrand scheint nicht so einfach zu sein…

    Aber dennoch natürlich ein Traumtag heute, und auch der gemütliche Abend mit Fish’n Chips und Bier hätte mir gefallen 🙂

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