ENDE GUT . . .

21. – 23. März 2020

Noch zwei volle Tage bis zu unserer Abreise. Ein ganzes Wochenende!

Normalerweise hätten wir tausend Pläne gehabt – Märkte besuchen, eine Fahrt durch die Klongs, eine letzte Thai Massage …

Aber nichts geht mehr. Alles ist zu, sämtliche Einkaufszentren, Malls, Märkte sind geschlossen.

Keine Ausflugsboote fahren mehr, alle Dinnercruises sind verboten. Fast alle Restaurants sind zu – nur die mit Außenbestuhlung haben noch auf.

Lediglich die reinen Lebensmittelmärkte sind noch geöffnet, auch die kleinen Garküchen. Denn die Thais sind zumindest hier in der Stadt nur selten komplette Selbstversorger – ihre Mahlzeiten besorgen sie sich oft an den kleinen Essenständen, viele haben gar keine richtige Küche daheim. Und verhungern soll ja schließlich niemand.

Samstag, 21. März 2020

Am letzten Tag in Bangkok gehen wir immer auf den Großmarkt, kaufen frische Kräuter. Jetzt sind wir etwas unschlüssig, ob es da überhaupt noch was gibt. Damit es am letzten Tag keinen Stress gibt, machen wir uns dieses Mal schon am vorletzten auf. Noch fahren die Expressboote, auch wenn kaum jemand drin sitzt. Und wirklich ALLE tragen Masken!

Außer uns steigt niemand an der Memorial Bridge aus, auch auf dem sonst so vollen Weg zum Gemüsemarkt begegnen wir niemand. Also doch schon zu????

Nein, der Markt ist (noch) geöffnet – aber es ist kaum was los, Kundschaft ist Mangelware. Die Marktfrauen sitzen trübselig vor Bergen von Kräutern und Gemüse und freuen sich wie die Schneekönige, als wir beginnen, an verschiedenen Ständen Zitronengras und Galgant, Kaffir-Limettenblätter, Chilis und scharfes Thai Basilikum zu kaufen. Überall gibt es noch Zugaben – dafür verzichte ich oft aufs Wechselgeld. Es sind ohnehin nur kleine Beträge, die da verlangt werden.

Vollbeladen geht’s zurück ins Hotel, wo die Kräuter gewaschen und verpackt werden. Der Tag vergeht langsam – für uns völlig ungewohnt! Normalerweise sind die Tage in Bangkok eher zu kurz für all unsere Pläne. Die kostenlose Kaffeestunde in der Lounge ist da eine nette Abwechslung.

Abends wieder zur Cocktails und Tapas auf die Dachterrasse, wo jeden Abend weniger Gäste sitzen. Ich rede mit den jungen Frauen, die hier arbeiten und die für jeden ein Lächeln und ein nettes Wort haben. Alle haben Angst vor der Zukunft, alle fürchten um ihre Jobs. Zwar bleibt das Hotel geöffnet, aber die meisten Etagen sind jetzt bereits leer und entsprechend weniger Personal wird gebraucht. Gespart hat keine von ihnen irgendwas, alles geht an die Familie.

Man schämt sich schon irgendwie, dass wir hier so im Luxus schwelgen können …. Und ich nehme mir vor, morgen bei der Abreise die Trinkgeldbox üppig zu füttern.

Sonntag, 22. März 2020

Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster wirkt alles so erschreckend normal. Fluss und Häuser glänzen in der Sonne. Nur auf dem Fluss ist kaum was los.

Frühstück auf der Terrasse – ein letztes Mal. Vielleicht sogar wirklich das letzte Mal – wer weiß schon, wann Reisen wieder möglich sind? Noch vor gut zwei Wochen war es schwierig, auf der Terrasse einen schattigen Platz zu finden – heute haben wir die freie Auswahl.

Wir packen – ein allerletztes Mal auf dieser Reise. Zwischendurch versuche ich, bei Thai Airways online einzuchecken, denn noch immer traue ich dem Frieden nicht, habe Angst, dass es nochmal zu einer Umbuchung oder einem Storno kommt. Und siehe da – zwar kann man theoretisch einchecken, nur bekommt man keine Bordkarte! Stattdessen den Hinweis, dass man sich die Bordkarte beim Check-in abholen muss.

Bevor ich in Panik ausbreche, sage ich mir, dass das vermutlich nur deswegen so ist, damit Leute mit irgendwelchen Symptomen oder solche, die ins Zielland gar nicht einreisen dürfen, nicht einfach irgendwie durchrutschen. Und packe weiter …

Eigentlich wollten wir heute nochmal zum Wat Bowonniwat. Der ist nämlich zuständig für Gesundheit und ein langes Leben. Schaden könnte es nicht, dort noch ein paar Kerzen und Blumen zu opfern.

Aber die Expressboote scheinen nur noch nach einem sehr ausgedünnten Fahrplan zu fahren – also bleiben wir lieber daheim. Der Tag vergeht langsam, irgendwann ist wirklich alles in Koffern und Taschen verstaut, wir haben noch einen Gang um die Häuser gemacht (und dabei noch ein paar weitere Gesichtsmasken gekauft), eine Weile am Pool gelegen – der gehörte uns heute praktisch alleine! – Kaffee getrunken, Kuchen gegessen …

Auschecken müssen wir erst um 17 Uhr, anschließend können wir noch bis 19:30 auf der Terrasse was essen und trinken. Und das abendliche Bangkok ein letztes Mal von oben betrachten.

Neben uns sitzt ein junges Paar – sie Schweizerin, er Brite. Ich bekomme mit, wie sie völlig ungerührt ihre Weiterreise planen, versuchen, Flüge zu buchen, sich auf Hotelportalen Hotels anschauen und sich lediglich nicht so recht entscheiden können, wo’s denn eigentlich hingehen soll. Schließlich entscheiden sie sich für Ko Lanta.

Und da melden sich meine Mutter-Gene, schließlich wäre ich heilfroh, wenn jemand meinen Kindern in so einer Situation mal ein paar Fakten erklären würde. Ich mische ich mich ein, frage ich sie, ob sie eigentlich gar nichts mitbekommen haben? Ob sie wirklich auf eine kleine Insel wollen, die vermutlich in wenigen Tagen dicht sein wird. Ob sie sich mal überlegt haben, wie sie da wieder runter und ggf. aus Thailand raus kommen.

Es stellt sich heraus, dass die beiden auf Weltreise sind, gerade erst in Vietnam angefangen haben und noch 6 -9 Monate reisen wollten. Sie haben beide ihre Jobs und die gemeinsame Wohnung in London gekündigt, können also nicht ohne weiteres zurück. Einen Plan B haben sie nicht, entscheiden sich jetzt aber doch erst mal lieber für Phuket – wegen der besseren Infrastruktur. Manchmal frage ich mich, wie es ihnen derzeit wohl geht …

Ein paar letzte Blicke auf das nächtliche Bangkok … Gegenüber, am River City, legen normalerweise um diese Zeit die Dinnerboote ab, die Flussfähre kreuzt, es herrscht reger Betrieb. Heute ist nichts los.

Zur anderen Seite hin, Richtung Taksin Brücke, sind lediglich ein paar Hotelboote unterwegs. Ansonsten bleibt der Fluss dunkel.

Es wird Zeit, zu gehen … Nachdem wir dieses Mal wirklich lange im Millennium waren, kennen wir zumindest von der Loungebesatzung jede der jungen Frauen mit Namen, verabschieden uns von Pla, Prang, Purakorn und all den anderen. Und stecken ein paar große Scheine in die Tipbox- mehr können wir leider nicht für sie tun.

Dann geht’s zum Flughafen. Der Taxifahrer erkundigt sich nach der Airline – und dann auch noch nach der Buchungsklasse. Das haben wir ja noch nie erlebt, erfahren jedoch bald den Grund. Thai Airways hat nämlich für die Businessclass nicht einfach nur ein, zwei gesonderte Schalter, sondern sogar einen separaten Eingang ganz am Anfang des Flughafens. Dort warten dann gleich zwei Reihen Eincheck-Schalter.

Wir sind platt – werden dort sofort von dienstbaren Geistern empfangen, es wird Temperatur gemessen, ein Aufkleber auf die Jacke gedrückt, das Gepäck abgenommen und wir werden zu den Schaltern eskortiert. Dort steht man nicht etwa an, sondern sitzt komfortabel auf kleinen Lederhockern. Blitzschnell haben wir die Bordkarten, dass Gepäck verschwindet auf dem Laufband – und ich bin erstmal erleichtert! Jetzt kann uns keiner mehr umbuchen!!!!

Eigentlich wollten wir in einem kleinen Laden im Zwischengeschoss jetzt noch ein paar Gewürze kaufen – aber stattdessen werden wir sofort weiter eskortiert zu einem kleinen Sicherheitsbereich und anschließend zu einem separaten Immigration Schalter. Kein Schlange Stehen, außer uns ist keiner da ! In zwei Minuten ist alles erledigt und wir stehen in einer Ecke des Flughafens, wo wir noch nie waren!

Vor uns eine Rolltreppe … und die führt direkt in die Lounge der Thai Air! Mal ganz ehrlich – wenn mir vorher jemand davon erzählt hätte, hätte ich das nie geglaubt oder allenfalls der First Class zugeschrieben! Dass man mit einem vergleichsweise günstigen Businessticket eine derartige VIP-Behandlung erfährt, hätte ich mir nie träumen lassen!

Sehr komfortabel und mit reichlich Abstand zu anderen können wir die nächsten Stunden mit kleinen Tapas und Schampus bestens überstehen.

Etwas anders sieht es später am Gate aus – da herrscht ein unsägliches Gedränge und keiner regelt hier irgendwas.

Glücklicherweise kommen wir erst an, als das Boarding bereits begonnen hat und können gleich einsteigen. Wir sitzen in einem kleinen Abteil mit nur 4 Reihen zu jeweils 4 Sitzen, die Reihe vor uns ist leer, der Sitz neben mir ebenfalls – die Abstände sind ziemlich groß. Anders sieht es in der Economy Class aus, wo wenig später wirklich jeder Sitz belegt ist.


Es ist schon nach 1:00, als es endlich losgeht. Anders als auf der Website von Thai Airways angekündigt, gibt es auch warme Decken und dicke Kissen, so dass wir beide wirklich gut schlafen können.

Montag, 23. März 2020

Die Sonne geht gerade auf, als wir uns im Landeanflug auf München befinden. Von unseren Mittelsitzen aus können wir zwar nicht allzuviel sehen – aber der Himmel ist makellos blau und die schneebedeckten Alpen schimmern rosa in der Morgensonne.

Kurz nach 6 haben wir wieder deutschen Boden erreicht – zumindest mit den Rädern des Flugzeugs! Und sind erst mal einfach nur total erleichtert. Wir erwarten strenge Sicherheitskontrollen, Temperaturmessungen, Flughafenpersonal, das auf Abstand achtet – nichts dergleichen gibt es hier in München! Alles drängelt und schubst Richtung Rolltreppen. Dort steht lediglich ein kleines Schild mit Piktogram und dem Hinweis „Bitte Abstand halten!“

An der Passkontrolle nutzen die meisten die elektronischen Lesegeräte – auch hier kontrolliert niemand, woher die Passagiere kommen, obwohl unsere nicht die einzige Maschine an diesem Morgen ist, die eben gelandet ist. Weil wegen meines Doppelnamens und der vielen Vornamen das elektronische Lesegerät bei mir regelmäßig versagt, gehe ich gleich zu dem müden Polizisten, der in seinem Glashäuschen hockt. Er wirft nur einen kurzen Blick auf den Pass und meint „Willkommen daheim!“ – das war’s …

Am Gepäckband haben wir Glück – unsere Koffer gehören zu den ersten, die ankommen, so dass wir den Massen gleich wieder entrinnen können. Während im Flieger noch viele Masken getragen haben, sieht man jetzt kaum noch jemand mit Maske.

Wir gehen zügig Richtung Mietwagenfirmen – allerdings muss man dazu erst mal raus aus dem Terminal. Uns trifft fast der Schlag – trotz Sonne herrschen  eisige Minustemperaturen und bringen uns schon nach 10 Metern zum Bibbern. Schleunigst werden die Daunenjacken aus der Tasche gezerrt und übergezogen, dann marschieren wir in deutlich flotterem Tempo weiter.

Bei Hertz meint die Dame am Schalter, sie könne uns den gebuchten Mietwagen leider nicht zur Verfügung stellen – so was Kleines, wie wir gebucht haben, sei im Moment nicht da. Hä???? Wir haben doch eine Buchungsbestätigung!!!

Sie zuckt mit den Achseln, wirft einen Blick auf die Uhr und erklärt, wir seien zu früh dran. Jetzt ist es erst kurz nach 7, bestellt sei der Wagen für 7:30 Uhr. Geichzeitig räumt sie ein, sie könne nicht garantieren, dass uns um 7:30 wirklich das gebuchte (und bereits bezahlte!) Fahrzeug zur Verfügung stehe. Wir verstehen jetzt gar nichts mehr – wollen nur nach nach Hause!

Auf meine Frage nach einer Alternative meint sie, es gebe im Moment nur noch einen VW Tuareg, der koste allerdings 30€ Aufpreis. Egal – wir haben keine Lust, länger hier herum zu stehen, und schlagen zu. Oben auf dem Parkdeck stehen auf den Hertz Parkplätzen jede Menge Fahrzeuge – fast alles Tuaregs! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt …

Uns ist das jetzt egal, ich brauche zwar fast wieder eine Leiter zum Einsteigen – aber dann gleiten wir förmlich über eine fast leere Autobahn. Die Sonne scheint, im Radio hören wir Bayern 3 – und eine Corona-Nachricht nach der anderen … Erst jetzt realisieren wir so richtig, was hier in Deutschland derzeit abgeht.

Gerade mal drei Stunden brauchen wir für die total stau-freie Fahrt bis Heidelberg – und damit ist diese ziemlich ungewöhnliche Reise jetzt wirklich beendet!

Fast! Denn natürlich wollen wir den Mietwagen – wie vertraglich vereinbart – bei der Hertz-Station in Heidelberg abgeben. Nur – die wissen nichts davon, dass sie ein Auto annehmen sollen und behaupten auch noch, dass sie derart große Wagen eigentlich gar nicht annehmen dürfen. Und außerdem funktioniere das IT-System derzeit nicht. Das ist uns jetzt aber doch reichlich wurscht – das Riesentrumm wird abgestellt, der Schlüssel überreicht, die Übergabe manuell (es gibt ja auch noch Kugelschreiber und Papier, auch wenn das die jüngere Generation offenbar nicht mehr so richtig auf dem Schirm hat!) bestätigt – und damit ist jetzt auch wirklich das letzte Kapitel zu Ende.

Schön war’s trotz allem, aufregend vor allem am Ende – und schade ist, dass man derzeit leider nicht gleich die nächste Reise planen kann! Denn bisher war irgendwie nach der Reise auch gleich wieder vor der Reise – aber im Moment ist alles anders.

Hoffentlich kommen wir/ihr alle halbwegs gut durch die nächsten Monate!

4 Kommentare zu “ENDE GUT . . .

  1. Mittlerweile habe ich so manche Leidensgeschichte von im Ausland gestrandeten Deutschen gelesen, die sich teilweise sogar jetzt noch verzweifelt um einen Rückflug bemühen. Da kann man nur sagen: Ihr hattet Riesenglück! Ihr habt überall gerade noch rechtzeitig die Kurve gekriegt 😉

    Daß die Rückkehrer an den deutschen Flughäfen nicht kontrolliert wurden, habe ich auch von anderen gehört – sogar von welchen, die deutlich später als ihr zurückgeflogen sind. Ich finde das in Anbetracht der Umstände unbegreiflich… 

  2. Schön, dass noch alles geklappt hat und ihr wieder gesund heim gekommen seid. Wieder sehr tolle Reiseberichte. Ein Frage habe ich , wie macht ihr das mit den frischen Thai-Kräutern, dass die den Transport überleben? Waschen und in Plastetüten und zu Hause einfrieren? Das will ich beim nächsten Asientrip auch unbedingt mal probieren!

    LG und bleibt gesund!

    • Die meisten überstehen den Transport völlig problemlos. Ich nehme von zu Hause kräftige Gefriertüten und Klipse mit, die Kaffirlimettenblätter werden schon im Hotel von den (dornigen!) Stielen abgemacht und flach in die Tüte gelegt. Zitronengras wird etwas gekürzt, Galgant etwas zerkleinert, damit sie nicht so viel Platz wegnehmen. Das alles, und auch die kleinen Chilis und grüne Pfefferkörner sind total unproblematisch. Etwas empfindlicher ist das Basilikum – das lasse ich deshalb am Stil.
      Daheim wird alles nochmal etwas gründlicher gewaschen, gut getrocknet und dann eingefroren. Bis auf das Basilikum kann man alles so verwenden, als wäre es frisch – das Basilikum eignet sich allerdings nicht mehr für Salate oder zur Deko etc., sondern nur noch als Geschmacks-Zugabe an Currys, weil es doch etwas matschig wird.

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