27. Januar – Bicheno bis Launceston: Light my Fire …

2015-01-27 025100 km tasmanische Küste lagen heute vor uns. Hoch in den Norden, bis zum angeblich zweit-schönsten Strand der Welt, der Bay of Fires – schneeweißer Sand und spektakuläre Felsen.

Und weiter nach Westen, ins Landesinnere, über Hügel und durch dichte Wälder, durch Farmland und kleine verschlafene Städtchen.

Aber erst mal Frühstück im Rosengarten, im strahlenden Sonnenschein. Dann wurde getankt – für wucherische 1,33 $ (ca. 0,90 €).

Mein schwäbisches Herz blutete – der Preis an Bichenos einziger Tankstelle lag satte 0,11 $ über dem sonstigen Durchschnittspreis auf Tasmanien (der wiederum deutlich höher ist, als auf dem Festland Australiens). Aber was soll’s – ohne Sprit läuft halt nix …

Schließlich ging’s so gegen 10 Uhr auf die Straße – links leuchtete es gelb-orange, Unmengen von Butterblumen und Montbretien am Straßenrand. Rechts strahlte das Meer blau-silbern in der Morgensonne. Kein Umweg über die steilen und kurvenreichen Straßen des Elephant Pass, obwohl die Weg-Beschreibung verlockend klang. Aber wir hatten heute volle 289 km vor uns – klingt lächerlich wenig, kann aber einen vollen Tag beanspruchen, wenn man zwischendurch immer wieder anhält, rumläuft, sich umschaut, genießt, bewundert, fotografiert, filmt …

Weiden mit hunderten von schmuddelig-grauen Schafen – warum bloß sind die hier so dreckig??? Kühe, meist pechschwarz. Ab und zu Alpakas …

Nach 45 Minuten war St. Helens erreicht – ein offenbar sehr beliebter Ferienort mit schicken Geschäften und einem lebhaften Fischereihafen, wo wir einen Stopp einlegten. Drei Hummerfischer fachsimpeln …
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… während ich die Hummerkörbe aus Weiden-Geflecht bewundere. Bunte Bojen zieren das Heck eines anderen Bootes, der Rest der Flotte dümpelt in der Morgensonne.
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Eine halbe Stunde ist schnell vertrödelt, wenn man einfach nur den Fischern und den tanzenden Lichtern auf dem Wasser zuschaut …

Weiter ging’s – und erst mal fuhren wir noch höher nach Norden, zu “The Gardens”. Von hier aus sollte man nämlich einen spektakulären Blick auf bzw. über die Bay of Fires haben. Außerdem – so eine Infotafel – blüht hier eine orchideenartige Trigger-Pflanze, die Lady Jane Franklin 1835 dazu brachte, die Gegend “The Gardens” zu nennen.

Wir waren erst mal einfach nur hingerissen von der Aussicht.
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Zu beiden Seiten Felsen, mit rostfarbenen Flechten überzogen, und schneeweißer Sand. Ich wanderte ein Stück den Strand entlang, landete mitten in einer Dünen-Landschaft …
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…und in einer windgeschützten (es wehte hier ein sehr starker, kühler Wind) kleinen Kuhle mit puderzucker-feinem Sand. Ein Ort, wo man sich sofort geschützt und geborgen fühlte, wo man bleiben wollte …

Als ich nach einer Weile den schmalen Pfad zurück zum Hauptweg ging, waren zwei Ranger gerade damit beschäftigt, ein Schild in den Sand zu rammen, das genau den Weg, den ich eben gegangen war, für “off limits” erklärte. Auf meine Frage erläuterten sie, der Ort, an dem ich mich eben so wohlgefühlt hatte, sei für die Aborigines ein heiliger Ort, und sie wollten nicht, dass er ständig durch Touristen entweiht werde. Ich hoffte, dass ich dem Ort – auch ohne zu wissen, dass er heilig war – den nötigen Respekt entgegengebracht hatte, zumindest hatte ich dort nichts verändert …

Mittlerweile war Dieter auf die knallroten Felsen geklettert und brachte dort seine Kamera in Stellung. (Die Bay of Fires heißt übrigens nicht wegen dieser leuchten-roten Felsen so, sondern weil hier früher die Aborigines auf den Felsen Feuer entfacht hatten, mit denen sie untereinander Signale sandten.)
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Und auch ich brachte meine Kamera in Position für ein “Selfie”. Weil ich nach dem Auslösen aber erst mal noch über ein paar Felsen kraxeln musste, ist die Position nicht wirklich entspannt …
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Eine Weile später fuhren wir zurück nach Binalong, dem klassischen Ferienort in der Bay, wobei unterwegs schon mal eine kleine Vorschau genossen wurde.
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Hier reiht sich ein Ausichts-Highlight ans andere, ganz zu schwiegen von traumhaften Badestränden, die rege genutzt wurden – deshalb kommen hier die entsprechenden Fotos ohne weitere Kommentare. Ich denke, sie sprechen für sich …
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Wir rissen uns nur sehr schwer los von dieser mediterran-südseemäßigen Szenerie …

Von jetzt an ging es westwärts. Zunächst durch dicht bewaldetes Hügelland, stetig und sehr kurvenreich aufwärts. Keine stinknormalen Wälder, sondern richtig schön tropische Regenwälder, mit Riesenfarnen. Nadelbäume gab es kaum, auch was von weitem so aussah, entpuppte sich bei näherem Hinsehen nicht als Nadelgehölz, sondern hatte winzige, lanzettförmige Blättchen.

(Die folgenden Bilder sind aus dem fahrenden Auto gemacht – nicht wirklich gut, aber schließlich konnte Dieter nicht laufend anhalten … Aber sie vermitteln hoffentlich einen Eindruck von der Route)
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Nach einer Weile wich der Wald saftigen Wiesen, üppig grünem Weideland mit vielen verstreuten Farmen. Am Straßenrand standen immer wieder Schilder, auf denen neue Kartoffeln, Bohnen und rote Beete, Obst und Eier feilgeboten wurde.
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In Scottsdale mit seiner hübschen kleinen Kirche war es Zeit für eine Kaffee-Pause. Die Damen der Tourist Information dirigierten uns zu der preisgekrönten Bakery, die wir selbst nie gefunden hätten, gaben uns zudem noch Gutscheine für 2 Tassen Kaffee und wir probierten in der Bakery die lokale Spezialität – Damper with Berries, ein Sodabrot, gefüllt mit einer Mischung aus Blaubeeren und Marmelade.

Früher wurden Damper einfach in der Asche von Lagerfeuern gebacken, heute geht es etwas zivilisierter zu. Geschmeckt hat es jedenfalls gut.
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Noch war es sonnig, aber dicke Wolken drohten in unserer Fahrtrichtung.
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Von einer einer Passhöhe, dem Mount Sibeling, hatten wir einen weiten Blick zurück übers Land …
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Obwohl die Gesamtstrecke keine 300 km betragen hatte, war es bereits später Nachmittag, als wir in Launceston ankamen. Unser Motel war unspektakulär, aber nett und sauber, der Check-in australisch schnell: “Name? – Hier ist ihr Schlüssel … macht 85$ … morgen früh bitte Schlüssel einfach in der Tür stecken lassen …” – so läuft das hier. Kein Formular wird ausgefüllt, niemand will irgendwas wissen.

Da die Sonne nach wie vor warm schien (die Wolken hatten sich unterwegs irgendwohin verzogen), wollten wir uns noch ein bisschen die Stadt ansehen – und landeten in einer Geisterstadt! Um 17 Uhr werden hier die Bürgersteige hochgeklappt, alle Geschäfte geschlossen, und kein Mensch treibt sich noch auf der Straße herum. Wir klapperten die Highlights der Stadt ab, in der noch viele Kolonialgebäude stehen …
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…aber angesichts der gähnend leeren Fußgängerzone hatten wir bald keine rechte Lust mehr, außerdem meldete sich der Hunger.

Und der wurde gestillt mit einem fantastisch saftigen australischen Rumpsteak – ehrlich, so gutes Fleisch hab ich noch selten gegessen! Dass ich das ganze Steak mit satten 300 g (!!) komplett verputzt habe, beweist, wie unglaublich gut es war, denn normalerweise wäre mir das viel zu viel.

Bemerkenswert auch, was Australier so alles Leckeres in einen Salat reinpacken – Spinat, kleine Blätter von Roter Beete, Frisee, Eichblatt, Brunnenkresse, Kirschtomaten, Zucchini, Paprika … und das alles in dem eigentlich wenig vielversprechend aussehenden Restaurant unseres Motels und für schlappe 10$!! So lässt man sich gern überraschen!

Ganz schön lange Strecke heute ….

2 Kommentare zu “27. Januar – Bicheno bis Launceston: Light my Fire …

  1. Ihr Lieben, aus dem winterlich trüben Speyer einen herzlichen Grußan Euch in der Sonne. Wo seid Ihr am 28. Februar? da feiere ich mit allen lieben Verwandten meinen 80. Geburtstag, zu dem Ihr natürlich eingeladen seid! viel Spaß am Reisen weiter hinwünschen Karlheinz und Loni

    • Wir werden nicht die einzigen sein, die bei deiner Feier fehlen – so um den 28. werden wir uns mit Karoline auf der neuseeländischen Nordinsel treffen und dann mit ihr zusammen auf dein Wohl anstoßen! Und ganz fest an dich denken!

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